Schlesische Stammlinie der Familie Hoffmann

Böhmische Herrschaft seit dem 14. Jahrhundert (etwa 200 Jahre)

Beginn des böhmischen Einflusses / zugleich Einfluss des Hlg. Röm. Reiches.

Bereits vor König Johann von Böhmen (1310-1346), einem Luxemburger, versuchten die Böhmen ihre Ansprüche auf Schlesien durchzusetzen.

Unter Karl IV. vollendeten sie dies Anliegen.

 Datei:John of Luxemburg-Wedding.jpg


Johann von Luxemburg hatte Elisabeth von Böhmen (kleine Figuren), die Schwester des letzten Premyslidenkönigs Wenzel II. geheiratet und so seine Hausmachtstellung wesentlich verbessert.

Die zur böhmischen Krone gehörigen Länder wurden durch Landeshauptleute verwaltet (königliches Oberamt).

So machte Böhmen seinen Einfluß in Schlesien durch Einsetzen von Hauptleuten deutlich.

Die Kastellaneibezirke wurden durch Stadtrechtsbezirke (Weichbildsystem) ersetzt. 1311 wurde Nimptsch, das bis dahin zum Fürstentum Breslau gehörte, wegen veränderter Erb- und Finanzlagen der Herzöge mit seinem Weichbild (althochdeutsch: wikbil = Stadtrechtsbezirk) zum Fürstentum Brieg geschlagen.

Herzog war damals Boleslaw III. (1311-1352).

1322 waren Nimptsch und der Landkreis aus finanziellen Gründen von Boleslaw III. von Brieg an Bernhard von Schweidnitz für 8000 Gulden mit Rückkaufsrecht und Rückzahlpflicht auch durch die Erben verpfändet worden (Gesch. Schlesiens, S.152). 1322 war Heinrich de Sylitz (Seidlitz) Zeuge bei der Verpfändung von Nimptsch.

Boleslaw III. hatte als Schwager König Johanns von Böhmen sein Herzogtum als Lehen aus der Hand der Böhmen entgegengenommen und vergrößerte es mit Hilfe derselben.

Sein Bruder Heinrich VI. von Breslau stand zunächst auf Seiten Kaiser Ludwigs von Bayern, um von daher Unterstützung zu erfahren. Hier sieht man auch die Einflusssphären, mit denen die deutschen Reichsfürsten ihre Hausmachtinteressen im Osten des Reiches durchzusetzen versuchten. Aber schon 1327 übergab auch Heinrich VI. von Breslau „um des Landes Ehr und nach bestem Willen freywillig"(Reisewege,S.109) sein Herzogtum an Johann von Böhmen, nachdem er sich gegen seinen Bruder vertraglich abgesichert hatte. 

Die Piasten unterstellten sich einer nach dem anderen der Krone Böhmens.

Die Verwaltung blieb völlig in den Händen der fürstlichen Lehnsmänner.

Kartenzitat: http://www.genealogienetz.de/reg/SCI/maps/ 1530.gif 1999 Jesper Zedlitz

Das Fürstentum Liegnitz hatte sich bereits seit 1329 unter böhmisches Lehnsrecht begeben.

Schlesien hatte sich mehr und mehr dem Westen zugewandt und kam durch die Bindungen an Böhmen wieder an das Hlg. Römische Reich Deutscher Nation, was auch mit seinen Siedlern zu tun hatte (Hufenverfassung).

Johann, der Luxemburger und König von Böhmen, benannte 1336 z.B. Cunrad von Borsnicz als Hauptmann der Landschaft Schlesien. Er bestätigte ihm 1336 Besitz in Domizlau („ in einem rechten lene ewiclich czu besitzen") und verpfändete Besitz in Wirrwitz an Borschnitz (1338), weil ein Borschnitz dem Sohn des Johann, nämlich Karl, also dem späteren Karl IV., damals noch dem böhmischen Markgrafen, 65 Schock Gr.Prager Pfennige geborgt hatte. Borschnitz stammte aus der Familie von Borsnitz, die ihren Hauptsitz in Prauss bei Gr. Kniegnitz hatte. Die Verpfändung von Wirrwitz führte zu einem Prozess mit denen von Senitz, die auch Ansprüche geltend machten.

 

Niederschlesien hatte sich durch seine deutschen Siedler auch sprachlich und rechtlich von der polnischen Herrschaft entfernt. König Kasimir III. von Polen und sein Nachfolger akzeptierten den böhmischen Anspruch auf die schlesischen Gebiete 1335 im Vertrag von Trentschin und späteren Verträgen.

Auch damit wurde signalisiert, dass Schlesien und die Schlesier eine eigene Genese beanspruchen konnten. 

Bildnachweis 36, s. Anhang Lit.  

 

 

(Bildzitat: s.Lit Schl. Krone Böhmens, S.39).

 

Die politischen Bindungen an Polen waren so zwar aufgehoben, wirkten sich aber weiterhin im Spiel der mächtigen Kräfte und Länder aus.

Die Kurie behielt die Bindung des Bistums Breslaus an das polnische Gnesen nicht nur wegen des Peterspfennigs (immerhin fast 500 000), sondern grundsätzlich bei.

Der böhmische König und deutsche Reichsfürst Johann, Sohn Kaiser Heinrich des VII., ein Luxemburger, nannte sich 1344 „Supremus dux Slezianorum“.

Datei:John I, Count of Luxemburg.jpg/ u.s.obere Bildangabe..

Aber auch unter böhmischer Oberhoheit verloren die Schlesier ihre eigene Genese nicht. Es galt weiter das deutsche Recht und die Sprachfreiheit.

   
(Gesch. Schlesiens, S.160)                   (Datei:Imperial Circles-2005-10-15-en.png)

König Johann (zunächst verbündeter des Bayern) und später Johanns Sohn Karl IV. schmiedeten eine Allianz gegen Ludwig IV. von Bayern, den dt. König (Kaiser seit 1328). Die Belehnung der Mark Brandenburg durch Ludwig IV. mit einem Sohn Ludwigs (1323 Ludwig d. Ä.) war nicht im Sinne der Luxemburger Böhmen. Ludwig IV. hatte, um an Tirol zu kommen, die Ehe eines Sohnes Johanns von Luxemburg (Karls älterem Bruder mit dem Namen Johann) mit Margarethe Maultasch von Tirol für nichtig erklären lassen und so 1342 in die Hausmachtpolitik der Luxemburger eingegriffen, was sie zu Gegnern machte. Einige schlesische Fürsten waren zunächst mehr dem Bayern, andere dem Böhmen zugeneigt. Aber bald hatten sich die schlesischen Fürsten auf die böhmische Seite geschlagen. Als Letzter stellte sich Bolko II. von Schweidnitz und Jauer nach der Eheschließung Karls IV. mit seiner Nichte Anna auf die Seite Karls.

Böhmen bedeutete für sie alle eine gegenwärtigere und größere Macht.

In seiner Hausmachtpolitik versuchte Karl, der spätere Karl IV., den Papst auf seine Seite zu ziehen.1342 bestätigte Karl IV. die Eintreibung des Peterspfennigs in der Breslauer Diözese als rechtmäßig auch für die Deutschen und beendete einen Jahre langen Streit [vgl. CDS,T.29 von 1334, Urk: 5342;5354.ua..], ob in Schlesien der Peterspfennig von den Deutschen bezahlt werden müsse.

Die Zeit, in der die deutschen Siedler den Peterspfennig ablehnen konnten, war vorbei!

Von einem Fürstenbündnis wurde Karl IV. zunächst mit Hilfe des Papstes 1346 zum Gegenkönig des gebannten Ludwig von Bayern ausgerufen. Der Tod Ludwig IV. von Bayern 1347 verhinderte einen Kampf um die Macht.

Der Papst unterstützte Karl IV. später bei der Wahl zum König (1349) und zum Kaiser (1355). Böhmen hatte den Konflikt für sich entschieden. Noch verblieb Ludwig V. von Bayern die Markgrafschaft von Brandenburg. Karl erlangte mit politischer Finesse (falscher Waldemar) schließlich 1373 die Mark.

In diesem Jahr verzichteten die Wittelsbacher (Otto) auf die Rechte an der Mark gegen eine Zahlung Karls des IV. (500 000 Gulden) und zogen sich aus Brandenburg zurück.

Karl IV. hatte sein Ziel erreicht.

In Tangermünde schrieb er sein zweites politisches Testament.

Qu: s. Lit. Bildnachweis


Tangermünde (rechts die Kaiserpfalz Karls des IV.)

Die Luxemburger Böhmen hatten eine gewaltige Hausmacht aufgebaut, die die folgende Karte deutlich ausweist.


Atlas zu Geschichte, 1. Bd.

Blicken wir auf das schlesische Brieg und den dortigen Teilfürsten stellen wir fest:

Boleslaw III. und viele der nachfolgenden etwa 18 schlesischen Kleinfürsten waren immer in Geldnöten. Boleslaw III. hatte mit seiner Verpfändung von Nimptsch an die Schweidnitzer auch eine stärkere Beeinflussung von dortigen Adelsgeschlechtern aufNimptsch ermöglicht. 1326 heiratete er Katharina von Kroatien in 2. Ehe und holte sie aus Ungarn im pompösen Hochzeitszug ein. Sie brachte eine gute Mitgift in sein Haus.

Er dachte zuerst an sein Wohlleben weniger an die hohe Staatskunst. Insofern ist auch sein Tod ein Spiegel seines Lebens.

Der ausschweifende Lebenswandel Boleslaws führte zu seinem Tod.

Er starb am 21.04. 1352 nach dem Fasten in Brieg an 13 Hühnern und manchen Getränken, die er „überflüssig in sich hineingegossen“ hatte, wie F.A.Zimmermann zu berichten wusste.

Staatsmännischer und realer blieben die Luxemburger Böhmen.

Der Sohn Johanns von Böhmen „Karl IV. inkorporierte 1348 die Schlesischen Fürstentümer förmlich der Krone Böhmens und bestätigte dies als Kaiser.“  (Qu.: Internet –Schlesien.)

Karl IV. (*1316; +1378) war ja seit 1355 in Rom gekrönter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Schlesien wurde so gänzlich Teil des Heiligen Römischen Reiches und die Schlesier gehörten wieder förmlich zum Reich.

                                              Anna von Schweidnitz, Nichte von Bolko

                  
  Karl IV.                            Qu: Bildzitate aus: Karl IV. Artia, 1978         3. Frau Karl IV.

Die kulturelle Beeinflussung von Prag und vom Reich ist seit der Eingliederung Schlesiens unübersehbar. Schlesien war und blieb Brücke zwischen Ost und West, zwischen Ungarn, Polen, Böhmen/Mähren und dem Reich.

In den Wappenrollen der hohen Staatspolitik sind um 1380 die Herzöge von Brieg und von Münsterberg und andere als Vasallen des Königs Ludwig I. von Ungarn, einem Anjou, geführt worden.

Dies gibt auch das Wappenbild (links) wieder.

Auch wenn der König von Ungarn und der König von Böhmen auf Thronansprüche in den jeweiligen Ländern gegenseitig verzichtet hatten und Ludwig I. von Ungarn auch auf Ansprüche in Schlesien ausdrücklich verzichtete, folgte diesen obigen Thronanspruchsverzichten die Eheschließung des späteren Kaisers Sigismund (Sohn Karl IV.) mit Maria v. Anjou (Ungarn-Ludwigs Tochter, seiner 1. Frau) nicht.

Qu.: Handbuch der Heraldik

 

Schlesien geriet den Böhmen aber nicht aus dem Blickfeld.

Schon zu König Wenzeslaus (Wenzel I., König von Böhmen) Zeiten war die mährisch/schlesische Familie Senitz (Zenicz, Czenicz u.ä.) in die politisch relevante Öffentlichkeit Schlesiens getreten. Sie war in Mähren zu Hause. Ein Zawisch de Zenec wurde dort schon 1238 als „König Wenzeslaus in Böhmen Hofrat“ erwähnt.

Einem Hanco de Zenicz (CDS) und dessen Erben bestätigte Karl IV. im Jahr 1350 ein Privileg ohne jährliche Zinszahlung über 10 Hufen (250 ha), ein Allod, und weitere 30 Hufen (750 ha) zur Aussetzung nach bäuerlichem Erbrecht in Lukaschowitz (Gr.Grünau bei Kattern; mgl. auch Schönlehn) im Breslauer DistriktHanco war Bürger von Breslau und Lehnsmann und wurde „fidelis noster dilectus excellencie“ (unsere teure, vorzügliche Exellenz) genannt.

Aus Mitgliedern des Patriziats entwickelten sich wegen großen Landbesitzes oft Landadelige, wie dies auch an anderen Orten nachweislich ist (vgl. www.patrizier-marienkirche-berlin.de ).

Auch ein Teil der Familie Senitz ging aller Wahrscheinlichkeit nach diesen Weg. Hanco verkaufte 6 Hufen (150 ha) seines Allods allerdings bald. Als Mitglied am Hofe Karls und im Breslauer Patriziat brauchte er flüssige Finanzen.

Bereits 1361 ging der obige Besitz des Hanco de Zenicz schließlich weiter an Nikolaus de Domslawicz oder de Lucaschowitz auch vom Aldinhofe oder von Reichenbach genanntDies ist ein sehr schönes Beispiel, wie der Adel sich nach seinem Besitz nannte und umbenannte.

1346-1368 hatte Bolko II. von Schweidnitz oben genannte Pfandrechte über Nimptsch noch inne. Dies galt auch für die Lebenszeit der Witwe Bolkos II., Agnes von Habsburg. Agnes regierte die verbliebenen Länder, wozu auch das verpfändete Nimptsch bis zu ihrem Tode 1392 gehörte. Nach ihrem Tod ging der Besitz Schweidnitz-Jauer, weil Bolko II. ohne Erben war, vereinbarungsgemäß in böhmische Hand über.

Die Familie von Reichenbach zeigte sich also in der Zeit Bolkos des II. und danach in der südlich von Breslau gelegenen Region als bedeutsam.

Späterer Besitz der Familie von Reichenbach war in Senitz und Gr. Kniegnitz urkundlich.

Diese Adelsnamen verbinden sich mit dem Schicksal der Familie Hoffmann in Senitz und Gr. Kniegnitz, was weiter unten behandelt wird (siehe unter Texte... Adel).

Unter Agnes, der Witwe Bolkos II., wurde auch die schon 1230 aus Böhmen eingewanderte Familie von Czettritz gefördert. Hermann war 1374 Hofrichter und Hofmeister der Herzogin Agnes. Er hatte 1375 Besitz in Roskowicz (Ruschkowitz/Roschwitz) im Stadtrechtsbezirk Nimptsch und in Elgot im WB Reichenbach (also Gr. Ellguth), den er seiner Frau überschrieb.

Einige Nachfahren der Czettritz frönten dem Fehdewesen.

Unter der Regentschaft der Herzogin Agnes, der Witwe Bolko II., bestätigte diese 1370 dem Kloster Leubus das früher erteilte Privileg über die Dörfer Heidersdorf und Langenöls.


Kloster Leubus (s.o.)

Nach Agnes Tod 1392 kam Nimptsch durch Ludwig I. von Liegnitz (1352-1398) wieder an das Herzogtum Liegnitz zurück. Es ging dann auf Ruprecht I. von Liegnitz und dann auf Heinrich IX. von Haynau, Lüben, Ohlau und Nimptsch, den Bruder Ludwigs des II., über. Durch Ludwig III. von Ohlau und Nimptsch kam es an Johann von Lüben und fiel dann an Friedrich I. von Liegnitz und Brieg.