Schlesische Stammlinie der Familie Hoffmann

Gregor III Hoffmann 

*~ 1575 in Senitz 

~1640 in Gr. Kniegnitz

°°~1600 in Gr. Kniegnitz
N. Gebauer * ~1580 in Gr. Kniegnitz
+ ~…

Gregor III Hoffmann wechselte von Senitz nach Gr. Kniegnitz.
Einige Grundstücksverkäufe Gregors haben mit diesem Wechsel zu tun.
Noch in Senitz beginnen Käufe und Verkäufe:
Gründonnerstag 1600 kaufte Gregor in Senitz 7 Viertel (ca.44 ha) Erbe von der Witwe des Caspar Becker im Erbkaufvertrag für 2200 Mark. Gregors Vater war unter den Zeugen im Erbvertrag.
1603 tauschte er von seinem Onkel Hans in Senitz 2 Hufen, die mit 2800 Mark getaxt waren, (ca. 50 ha) ein gegen 37,5 Hektar (1 ¼ Hufen). Dies war ein Teil (5/4 Erbe) der im Jahre 1600 von Fam. Becker gekauften 44 ha (7/4 Erbe).
Gregor hatte sich 2/4 Erbe also ½ Hufe, auf der sich zwei Häuser und ein Wiesegarten befanden, zurück behalten.
Sein Onkel Hans erhielt 1150,- kleine Mark an Finanzausgleich. Dies waren Vorbereitungen für den Wechsel nach Gr. Kniegnitz.
Lt. Grundbuch und Urbarregister gab es 1604 in Gross Kniegnitz 53 Bauern mit 71 Zins und 7 Freihufen.
Diese Freihufen entfielen auf das Freigut (3 Hufen),
die Erbscholtisei (2 1/4 Hufen) und den Kretscham mit 1 ¾ Hufen.
1604 wurde aber in den Verzeichnissen von Gr. Kniegnitz noch kein Hoffmann genannt.
Am 22.4.1610 verkaufte Gregor an Lorenz Gebauer aus Gr. Kniegnitz 2 Huben in Senitz für “ 2900 bresslische Mark, welche am Tage Martini (11.11.) bar und auf einmal ausgezahlt und erleget. Lorenz Gebauer zahlte also bar. Es sind die 2 Hufen, die Gregor von seinem Onkel Hans 1603 eingetauscht hatte. Sein Schwiegervater Lorenz G. versorgte ein Familienmitglied in Senitz (wahrscheinlich seinen Sohn Kaspar Gebauer) und Gregor zog nach Gr. Kniegnitz.
Die Familie Gebauer war schon länger mit der Familie Hoffmann verbunden; ein Urban Gebauer zu Heidersdorf war bereits 1532 als Zeuge beim Erbkauf des Erbkretschams in Senitz durch Grieger I Hoffmann anwesend.

Gregor heiratete eine Gebauer wohl Ende April 1610 (ihr Vorname ist unbekannt).
1610 war das Freigut an Gregor Hoffmann gegangen und bis 1906 im Besitz der Familie Hoffmann.
Am 25.4.1610 verkaufte Gregor III an seinen Bruder Hans in Senitz eine halbe Hufe (12,5ha) für 875 Mark. Diese halbe Hufe war beim ersten Verkauf der Beckerhufen (s.o.) ausgenommen worden. Es war die halbe Hufe, die er sich zurückbehalten hatte.
Gregor hat wohl erst abgewartet bis das Freigut in seiner Hand war.
1613 wurde Gregor bereits als Lehnsmann in Gr. Kniegnitz erwähnt.
Im gleichen Jahre 1613 schrieb Nikolaus Henel in seiner »Silesiographia": » ... frey- und erbschultzen" seien »heute immer seltener durch die Habgier der Herren, die die Schulzen beseitigen und ihre Acker recht- oder unrechtmäßig zu ihren Gütern schlagen".
Das Bauernlegen wurde damals verstärkt praktiziert.
Landesherr war damals: Johann Christian, Herzog von Brieg, geb. zu Ohlau am 28. August 1591, † am 25. Dezember 1639 in Thorn. Er erhielt die Städte Brieg, Ohlau, Strehlen, Nimptsch, Kreuzburg und Pitschen mit den dazu gehörigen Ämtern und Dörfern.
Das so genannte Amt Teichhaus (also Rothschloss), also das Amt, bei dem die Hoffmanns ihre Zinsen abzuliefern hatten und Erbkäufe genehmigen lassen mussten, verwaltete die Güter, die nicht direkt zu Nimptsch gehörten. Letzteres geschah bis etwa 1849.
Protektionistische Maßnahmen durch die Ämter sind in jedem Fall erkennbar. Solche Maßnahmen und der 30 jährige Krieg erzeugten wüste Stellen. Zwei Jahre vor dem 30 jährigen Krieg gab es Kaufprobleme.
Um 1616 wollte Gregor in Gr. Kniegnitz 6 Viertel Erbgut (ca.37 ha) „gelegen zwischen des Käufers Gute (dem ehemaligen Gebauerschen Freigut, also jetzt dem Gut von Gregor Hoffmann) und Hans Karschers halben Hube für 1175 schles. Margk“ hinzukaufen.
Aber es gab einen Haken.
Am 14. Mai 1616 wurde der Erbkauf von der Herrschaft (Wir würden heute sagen durch das Gericht) nicht erlaubt.
Auch die Bitte seines Schwiegervaters Lorenz Gebauer „…dieweil ich aber mein Gut Gregor Hoffmann allhier verkauft in guter Hoffnung Zahlung zu tun und solcher Kauf von E.Gn. bishero nicht zugelassen worden und obwohl sich andere Käufer des Gutes angegeben haben, hat mir doch derselben keiner so viel als Gregor Hoffmann für mein Gut geben wollen…“ half nicht weiter.
Der Kauf wurde amtlicherseits nicht genehmigt und zwar mit folgender Begründung: “...dass hierfüro keinem Bauersmann, was für Güter auch derselbe zuvor hatte, sollte zugelassen werden, zwei Güter zusammen zu kaufen." (Ortsakten Gr. Kniegnitz, II.Band).
Die Gutsherrschaft versuchte mehr Eigenbesitz aufzubauen und diesen von Gärtnern u.a. Häuslern bearbeiten zu lassen.
Der Gesamtplan Gebauer/Hoffmann ging damals um 37 ha nicht auf.
Gregor war aber später dennoch Erbsass (d.h.: Er saß auf einem Erbhof, der dort schon lange existierte.) und Freibauer, dazu ein Zins pflichtiger Bauer in Groß Kniegnitz.
Er besaß neben dem 3 Hufen großen Freigut, 1 ½ dienstbare Hufen.
Für die dienstbaren Hufen waren noch bis 1849 laut Handdienstablösungsrezess vom 27. Juli 1830 3 Reichstaler, 21 Silbergroschen und 4 Pfennige zu Martini zu zahlen.
Die Gr. Kniegnitzer Herrschaft zeigte sich nicht so großzügig wie damals die Senitzer Herren.

Zwischen 1638 -1653 gab es im Schöffenbuch kaum Eintragungen.
Die Kriegslasten waren zu groß und Erbegelder kaum zu verrechnen.
In Kniegnitz sollte die Erbscholtisei 1638 verkauft werden (750 Taler).
Sie brannte aber ab und der Käufer wollte sie nicht mehr übernehmen.
So blieb sie 22 Jahre wüst.
Im Fürstentum Brieg war das Bauernlegen (auch durch das Einziehen wüster Gehöfte) nicht so intensiv wie in anderen Gegenden.
Gregors Leben fiel in die Zeit des 30- jährigen Krieges.
Sein Tod und der seiner Frau waren bisher nicht zu ermitteln.
Starben sie 1642 bei der Plünderung von Nimptsch und Umgegend durch die Truppen des schwedischen Generals Torstensson?
Dass die Familie im 30 jährigen Krieg nicht völlig untergegangen ist, ist ein Wunder für sich.
In Nimptsch überlebten von 102 Bürgern 12 (andere Quellen geben 18 an).


Der dreißig jährige Krieg


Die lutherischen Evangelischen hatten nach der Reformation und Dank der Piasten einige Zeit Ruhe vor der Gegenreformation der katholischen Habsburger.
Die Türkenkriege banden deren Kräfte.
Das änderte sich vor allem nach dem 2. Prager Fenstersturz, der ja als Auslöser des 30-jährigen Krieges gilt.
Die schlesischen Stände hatten der Wahl Friedrichs V., des Pfalzgrafen, der am 4.11.1619 in Prag zum König (Winterkönig, weil er nur einen Winter lang regierte), gekrönt wurde, zugestimmt.
Nach der Schlacht am Weißen Berge floh Friedrich V. zunächst nach Berlin, wo er verwandtschaftliche Beziehungen hatte. Dort rief aber seine Anwesenheit Ängste hervor.
Er wurde gebeten, anderswo Quartier zu nehmen. Um den 8.11.1620 nahm er Quartier in den Niederlanden. Schließlich verlor er seine Kurwürde, die 1623 an Bayern ging.
Die Oberpfalz wurde bayrisch.
In einem alten Nimptscher Stadtbuch liest man über die Zeit des Krieges: „...wurden alle Frauenzimmer adelig oder bürgerlich, hoch oder niedrig, wie eine Herde Vieh nach Ellguth getrieben, wo sie etliche Nächte hintereinander mit den kaiserlichen Offizieren nackt einen Tanz halten mussten“.
Wallensteins Truppen brannten 1633 Nimptsch nieder.
1633 kam die Pest dazu.
Erhebliche Versorgungsabgaben mussten für das Wallensteinsche Heer geleistet werden.
12 Bauern gaben soviel wie ein Edelmann und zwei Gärtner soviel wie ein Bauer.
Niemand kam frei von den Abgaben.
Wallenstein soll sich mit einem Ochsen, 6 Hammeln, 6 Scheffel Roggen oder Mehl,12 Scheffel Hafer oder Gerste und einem Achtel Bier von jedem Edelmann begnügt haben, wozu er als Herzog von Friedland noch eine Bewirtung für 20 Personen voraussetzen konnte.

An Gewürzen mussten allein 17 Sorten und auch an Konfekt 17 Sorten dargereicht werden. (Die Zahl 17 rührt sicher aus seiner Haltung zur Astrologie).
Dazu rückte er noch mit einer Truppe von 30- bis 40 000 Mann an, wozu auch ein Tross von Frauen und Kindern der Soldaten (ca. 5000) gehörte.
Um Verordnungen kümmerte sich so gut wie keiner. Plünderungen (Diese galten, wenn durch den Befehlshaber frei gegeben, als Bezahlung der Söldner.) und mehr waren an der Tagesordnung. Die Bevölkerung hatte an Durchmärschen, Einquartierungen, Erpressungen unsägliche Leiden auszustehen.

Ein Oberstwachtmeister des Feldhoferschen Regiments legte 1637 bei einem Ochsenmarkt in Brieg, zu dem 13000 Stück Vieh zusammen getrieben waren, einen Zoll von 7 ½ Kreuzern pro Stück auf, erhob von jedem die Oder passierenden Schiff zwei Gulden und außer der gewöhnlichen Abgabe noch einen Brückenzoll von 18 schlesischen Groschen, was alles einen…Gewinn von mehr als 10 000,- Gulden ergab.
Die Brutalität einzelner Generäle ging so weit, dass selbst der Kaiser zuweilen einschritt, einmal z.B. den Feldzeugmeister Johann Anselm Truchseß, Grafen von Merzhausen, in Brieg verhaften und nach Wien bringen ließ (ADD Johann Christian (Herzog von Brieg)-Wikisource).
Der damalige Stadtschreiber Sembsky von Nimptsch berichtete:
„Sehr viel Frauen und Jungfrauen sind entführt und geschändet, haben sie theils auch etliche Wochen bei sich behalten; in Summa es ist mit dem Volcke sehr übel und jämmerlich gebaret worden, auch solch Elend gewesen, dass es nicht genügsam auszusprechen und ohne Thränen nicht kann erzählet werden. Ja es ist vielen unserer Nachbarn nicht glaublich. Es möchtens vielleicht auch unsere Nachkommen nicht glauben, dass es so einen über die Massen elenden Zustand und jämmerliches Spectacul mit uns gegeben habe." (Schölzel, S. 31)
1634 wurde Wallenstein ermordet.
Aber auch Schweden, Brandenburger, Sachsen u. a. hatten das Land verheert.
Der Krieg dauerte weiter an.
Ganze Dörfer lagen wüst (z.B. Rudelsdorf 15 Jahre).
Groß Kniegnitz und Senitz lagen abseits der Hauptstraßen und sind so vielleicht etwas weniger betroffen gewesen.
Dennoch gab es in Gr. Kniegnitz statt früher 60 Schüler nach dem Krieg nur noch 10 Schüler.
Aber nach dem Friedensschluss von 1648 blieben die Herzogtümer Brieg, Oels und Münsterberg, trotz vieler Katholiken noch evangelisch.
Die gegenreformatorische Tendenz verstärkte sich mit dem Aussterben der Piasten.
Bald begann in Niederschlesien die Gegenreformation, die immer intensiver wurde.