Schlesische Stammlinie der Familie Hoffmann

Hans Hoffmann, der Sohn von Alfred Hoffmann lebte im neu gebildeten Kreis Reichenbach, heute Dzierzoniow.

 

Im alten Siedlungsort Peilau war die Herrnhuter Siedlung Gnadenfrei durch die Familie von Seidlitz im Jahr 1743 gegründet worden. Die Familie von Pfeil, die Mitbegründer von Gnadenfrei war, hat über die Herrnhuter in Gnadenfrei eine Zusammenstellung von Ahnendaten mit sehr schönen Bildern erstellt. Das Haus des Herrn von Pfeil ist die Nr. 7 rechts vom Park.

Im „Haus für die ledigen Mädchen“ der Herrnhuter befindet sich im Jahre 2010 ein Heim für  Rehabilitation

.
Es hat insofern heute noch eine gewisse Herrnhuter Prägung.

Links: heutiges Rehabilitationsheim, (Maidenschule)rechts: Siedlung Gnadenfrei in Peilau

Unten das Schlössel Peilau. „In diesem Schloss wohnte während der Verhandlungen mit Österreich wegen eines Bündnisses gegen Napoleon im Juni 1813 der preuß. Staatskanzler Hardenberg.“  Damals hatte das Schloss noch keinen Turm.
(Qu. Ahnenliste v. Pfeil)
Peilau war eins der größten Dörfer Schlesiens und hatte mehrere Güter. „Durch den hohen Prozentsatz adliger Bewohner erhielt das Ortsbild und bürgerliche Leben einen aristokratischen Zuschnitt.“ (Handbuch der Historischen Stätten, S.136)
Über Peilau s. die Internetseite von Herrn Pieper: www.peilau.de.

Neben Gnadenfrei liegt westlich Mittelpeilau. In Ober-Mittel Peilau befinden sich der Schmolzhof, darüber der Gladishof, neben dem Schmolzhof der alte Seidlitzhof.
Qu: Internet
Schmolzhof 2010
Hier wurden alle sechs Kinder von Hans und Anita Hoffmann geboren.

Johannes Hoffmann

 Annita Agnes Hildegard, geb Stenger
  Hans                Sie schrieb sich Zeit ihres Lebens Anita
* 3.05.1902 in Krelkau °°2.10 1929 * 01.07.1906 in Steinkirche
+ 7.03.1984 in Stralsund Nimptsch + 10.08.1992 in Bad Bevensen


Hans Alfred Theodor war staatlich geprüfter Landwirt.
Schulbesuch in Münsterberg und Liegnitz.
Landwirtschaftliche Lehrzeit Dominium Wammen (Zirpel) bei Steinkirche. Landwirtschaftliche Kammerprüfung in Kamenz (1921).
Landwirtschaftlicher Assistent in Schmolzhof, Moschwitz (Herrschaft Heinrichau).
1922-1923 Besuch des Seminars für Landwirte in Schweidnitz. 1924/26 Universität Jena. Aktiv Corps Agronomia. 1926/7 Assistenz in Kl. Gräditz, bei Glogau.
In Gnadenfrei, Dominium Schmolzhof, ab 5.08. 1927 Verwalter des väterlichen Gutes.
Verheiratet war er mit Anita Agnes Hildegard Stenger (Ihre Vorfahren gehen bis ins 12. Jh. zurück. Eine eigene Ahnenliste ist vorhanden). Verlobt am 17.06.1928 in Krummhübel/Riesengebirge. Hochzeitsfeier im „Weißen Schwan" in Nimptsch.
Hochzeitsreise nach Dresden, sächsische Schweiz und Thüringen, Oberhof, Weimar und Jena.

                                                        Anita
Sie besuchte das Lehrgut der Landwirtschaftskammer in Ohlau-Baumgarten.
Kurzzeitig als Meierin auf dem Gut in Lomnitz/Riesengebirge tätig.

Die Familie Hoffmann gehörte zur lutherischen Gemeinde mit der roten Kirche.
Sie hatten 6 Kinder, 3 Söhne und drei Töchter: Ruth (1930), Klaus (1931),
Rosemarie (1934), Elisabeth (1938), Hans-Christof (1940) Albrecht (1946).
Alle sind über diesem Taufstein getauft: Fotos Pieper.

 (siehe Stichwort Peilau Internet)  

Der Schmolzhof                                                         
            

         Bei Gnadenfrei                           Zeichnung Hans Hoffmann

Folgender Artikel weist darauf hin, dass unendlich viel Vorarbeit zu dieser Arbeit von Hans Hoffmann geleistet wurde, der damit schon in den zwanziger Jahren sein Hobby fand .

1939 begann Deutschland den 2. Weltkrieg, indem es in Polen einfiel.
Es wird alles, was daraus folgte, zu tragen haben.
Dieser Krieg hat unvorstellbare Veränderungen herbeigeführt.
Hans Hoffmann wurde eingezogen zum Wehrdienst 39/40.
Danach vom Militär freigestellt. Ab 1.07.1941 Besitzer des Schmolzhofes.
In Mittel-Peilau Kirchenältester, Schiedsmann, anerkannter Lehrherr, stellvertretender Vorsitzender vom Wasser und Bodenverband Peilau/Gnadenfrei und Ortsbauernführer.
1945 Flucht übers Volpersdorfer Plänel und danach Rückkehr zum Schmolzhof. Hans Hoffmann   wurde 1945 auf russischen Befehl hin abgeholt. Die Frage stand, ob er erschossen oder ins Lager gebracht werden würde. Aber es erfolgte auf Grund von Aussagen der Fremdarbeiter und der Bewohner die Freilassung. Andere kamen nicht so glimpflich davon. Er wurde auf dem Schmolzhof 1945 zwangsweise als Verwalter unter der sowjetischen Militärverwaltung bis 18.04. 1947 eingesetzt und durfte Schlesien solange nicht verlassen bis die Vieh-, Getreide- und Warentransporte von Gnadenfrei über Reichenbach nach Russland beendet waren.
Die Umsiedlung und die Vertreibung der Bevölkerung war bereits in der Konferenz in Jalta im Februar 1945 beschlossen worden. Sie geschah aber auf Befehl der polnischen Regierung.
Churchill hatte gemeint, dass ihn die geplante Vertreibung nicht schockieren würde.
Er erhoffte sich durch die ethnische Säuberung eine Befriedung der Lage. Stalin behauptete immer wieder "die deutsche Bevölkerung Ostdeutschlands sei vollständig geflohen bzw. der Wehrmacht bei deren Rückzug gefolgt“ (Hartenstein a.a.O), aber in Niederschlesien in der „Wojewodschaft Breslau" waren 1946 noch über eine Million Deutsche ansässig, was man genau wusste, da man ja die Gegend besetzt hielt. Da Stalin ethnische Säuberungen schon zuvor betrieben hatte, war die Vertreibung der Schlesier auch nicht sein Problem.
Eine erste Aussiedlung war schon im April 1946 mit dem Namen „operation swallow"
durchgeführt worden. Dazu schreibt Hans Hoffmann in sein Tagebuch:
"Auch aus Gnadenfrei u. Peilau wurden wieder neue Transporte evakuiert, worunter auch…Pastor Schulz…u. viele andere waren. Es war traurig…"
Über diesen Pastor Schulz gibt es im Übrigen ein Papier des britischen roten Kreuzes:
B 46 04 26 - 1 01
British Red Cross, Section 109
( I.V.S.P.-) Civilian Relief
B.A.O.R.
April 26th, 1946  -

British Red Cross Civilian Relief : Voluntary Relief work in Germany. 15.12.1945 
.... BRC-Section 109 : Operation Swallow - a protestant priest was interviewed . ...
 (Qu. Internet)
============================
A protestant priest was interviewed on arrival at Landkreis Münster Transit Camp - Pastor Joachim Schulz - for his account of the expelling of 1500 people from Peilau-Gnadenfrei, Kreis. Reichenbachin Schlesien, under Operation Swallow.
Although he knew others had been expelled from the neighbouring Parishes no reason had been given as to why i.e. the cession of the whole area to form New Poland. No news-papers or listening to wireless had been allowed for a year. On Thursday April 18th at

16.00 hrs. he and his fellows were warned that they had to leave their houses at 08.00 hrs. the next morning - Friday. At this hour they and any luggage they could carry were put into wagons and taken to the station. Here the train of covered cattle-trucks was loaded -about 30 in each wagon. On the following morning (Saturday) the train left and travelled to Königszelt about 30 km away. Here they stayed until that night in the train then leaving for Maltsch where they stayed until midday on Sunday. Sunday-night they reached Siegersdorf - than on to Kohlfurt the last station before the Russian Zone. From Kohlfurt they went through the Russian Zone to Alversdorf in the British Zone arriving Tuesday afternoon.
At Alversdorf they were deloused and given a very rough medical inspection. Tuesday evening the refugees left Alversdorf and arrived at the Main Transit Camp of Warendorf in Regierungsbezirk Münster on 0.40 hrs. on Wednesday-morning. Here they are registered, medically inspected and deloused and given a hot meal. Next day they were distributed amongst the Kreise - The Person himself arouse by motorwagen at the Landkreis Münster camp at Telgte. When we interviewed him about 100 of the 250 arriving at Telgte had been billeted in Westbevern.
Points from his account were : -
Russian soldiers had entered the train wagons at Königszelt and stolen clothes, boots and food. They had been told to bring 14-days rations but this was not possible as none had enough money nor wasthe food obtainable.
A British Officer was seen at Kohlfurt. The villages that they passed in the ceded territory were completely deserted - some of last year harvest not yet gathered with potatoes still in the ground. As far as I could judge the story was true and I have excluded all stories the pastor had "heard" and current rumours.
Westbevern,
B.R.C. Section 109,
April 26th, 1946

http://amzpbig.com/maps/5366_Gnadenfrei_1938.jpg nach Pieper . s. unter Peilau im Internet.


1947 erfolgte eine weitere Vertreibung der Dorfbewohner in Güterwaggons in Richtung englische Zone.
Hier an einem der frühesten Siedlungsorte schloß sich der Kreis der Besiedlung und die Vertreibung begann.
Es war der 21. April 1947. An den Zug kam außer einigen Bekannten auch der russische Major Wasyl und „verdrückte selbst gar eine Träne beim Abschied. Vielleicht meinte er es auch ehrlich, jedenfalls war er immer menschlich u. doch von allen der angenehmste gewesen“, schrieb mein Vater in seinem Tagebuch.
Im Waggon waren 32 Personen. Es war eng und zum Schlafen schwierig.
Glücklicherweise regnete es nur an wenigen Stellen durch.
Am 23. April war die neue polnische Grenze überfahren.
Die Verpflegung war leidlich.
In Forst Kontrolle und parteipolitische Begrüßung als „Umsiedler".
Der Zug fuhr über Königswusterhausen durch das schrecklich zerstörte Berlin, Nauen Ludwigslust, Schwerin.
Am 25. April 47 landete der Zug auf dem Bahnhof Ventschow (bei Wismar/Schwerin).
Längst war auf höchster Ebene abgesprochen, dass die Engländer den Zug nicht mehr in ihre Zone einfahren lassen würden.
Wegen der Ernährungssituation nach dem Krieg meinten die Engländer, weitere Personen in ihrer Zone nicht mehr aufnehmen zu können. Die Engländer wollten das Gebiet bis zur Glatzer Neiße urspünglich für die Versorgung nach dem Krieg mit einbeziehen.

Sie überließen den Transport den Sowjets, die ja mit den Polen auf der Oder/Neiße/Grenze
beharrten und die Oder/Glatzer/Neiße Linie aufgegeben hatten.
So erklärten sich die Sowjets zur Aufnahme in ihrer Zone bereit und leiteten den Transport ins Lager Ventschow bei Wismar/Schwerin.
Dort schlief die Familie auf langen Holzpritschen.
Geimpft und gebadet wurde besser als gegessen.
Die Verpflegung war mäßig. Fast nur dünne Suppen.
Von dort wurde weiter verteilt. Sachsen Anhalt verweigerte die Aufnahme. In die westlichen Zonen bekam die Familie keine Zugangsgenehmigung.
Durch diese Maßnahme wurde die Familie in Ostzone und Westzone getrennt.
Sie hielt aber über 40 Jahre auch nach Mauer und Stacheldraht die Verbindung aufrecht.


Die Familie kam am 28. Mai um 5 Uhr auf dem Stralsunder Hauptbahnhof an.
Ab 2.06.1947 war die Familie in Stralsund gemeldet.
Die acht Personen bekamen zwei Zimmer mit Küchenbenutzung zugewiesen.
Später im Jungfernstieg waren die Wohnverhältnisse ebenfalls nicht hinreichend (sechs
Personen, 2 Zimmer, Küchenbenutzung, Badnutzung).
Es war erstaunlich wie sehr Hans Hoffmann mit Gottvertrauen, Humor, innerer
Fröhlichkeit und mit seiner Frau, von der man Gleiches sagen kann, alles an Verlusten
bewältigen konnte.
Das, was ihnen am wichtigsten war, die Familie, war ihnen ja geblieben.
In Stralsund war er zunächst landwirtschaftlicher Sachverständiger beim Landratsamt. Wegen der sozialistischen Denkweise konnten ehemalige Grundbesitzer und PG’s nicht mehr in solchen Positionen arbeiten. Hans Hoffmann hatte seine Parteizugehörigkeit nie verschwiegen, was man von bedeutenderen Personen nicht sagen kann. Eine neue Tätigkeit in einem Betrieb für Schädlingsbekämpfung war bald wegen weiterer Verstaatlichung nicht mehr möglich.

Die SED- Genossen legten so manchen Knüppel in den Weg.
Sie dachten, wie es Harry Großmann, der Hohenschönhausener Ortsamtsleiter und Kommunist 1945 gegenüber den PGs forderte:
“Wenn die Tatsache allein, dass jemand PG war nicht genügt, um ihn aus luxuriösen Wohnungen oder Villen zu entfernen, so wird es nicht lange auf sich warten lassen, dass uns… die Opfer des Faschismus fragen werden, wer denn nun eigentlich für all das Elend und die Notzeit, die wir durchzustehen haben, verantwortlich zu machen ist.“
(H.M. Schulze, In den Villen der Agenten-Die Stasi –Prominenz privat, Berlin Edition 2003.)
Was wäre gewesen, wenn man mit allen SED-Genossen nach der Wende 1989/90 ebenso verfahren wäre?
Sollte man die für die Not des Sozialismus verantwortlichen Parteigenossen ebenfalls aus deren Besitz, den sie oft genug nur beschlagnahmt hatten, vertreiben?
Hoffentlich sind solche Zeiten der Vertreibungen endgültig vorbei!
Seit 1957 bis 1977 Angestellter der Energieversorgung.
Die Zeit in Stralsund
Fotos: Internet/Wikipedia Rathaus Marienkirche vom Wulflamufer aus.
Die Familie gehörte der Marienkirchengemeinde an.
Die Kirche St. Marien zu Stralsund wurde im Jahr 1298 erstmals erwähnt.
Hans Hoffmann war 19 Jahre Kirchenältester in St. Marien Stralsund.

 http://en.wikipedia.org/wiki/Stralsund

http://en.wikipedia.org/wiki/File:Stralsund_Marienkirche_2006.jpg

Autor: Darkone,2006-07-21

Anita Hoffmann hat hier ehrenamtlich sehr viel geholfen. Hier sind auch die Kinder Rosemarie, Elisabeth, Christof und Albrecht konfirmiert. Ruth und Klaus waren ja noch in der roten Kirche in Peilau konfirmiert. Tochter Elisabeth ist dort mit Peter Schendel getraut worden.

Fünf Jahre nach der Flucht schreibt Hans Hoffmann in Stralsund folgendes Gedicht.

Ein Ferientag im Sommer 1952 in Stralsund am Sund

"Sanft säuselt der Wind in den Blättern
Die Linden biegen sich leis’.
Noch ist es früh am Tage, noch nicht so erdrückend heiß.
Ein Schifflein zieht vorüber, fährt wohl dem Meere zu.
Kaum regen sich die Wellen, der Sund liegt noch in Ruh.
Nur eine Möwe ziehet hoch oben ihren Kreis.
Und in ganz weiter Ferne seh ich ein Segel weiß.
So sitz ich hier und sinne ganz einsam auf einer Bank.
Und mit dem Schifflein ziehen die Gedanken zum Meer entlang.
Das Wasser ist wie der Himmel und wie der Himmel das Meer
und gerade mir gegenüber liegt so traulich Altefähr.
s.o. 2009 


Mit seiner Kirchturmspitze in grünen bewaldeten Höhn,
nur ein Ausschnitt der Insel Rügen, was ist dieses Eiland doch schön.
Und mir zur Rechten zeigt sich die alte Stadt Stralsund.
Und bin ich zwar hier ein Fremder, ich sag’s doch aus Herzensgrund:
Oh Mensch, verschließ nicht die Augen vor all der Schönheit der Welt,
lass hierfür den Blick dir nicht rauben, wenn vieles auch um dich zerfällt."

Bei der Goldenen Hochzeit in Stralsund am 2.10.1979 sind alle 6 Kinder, 2 Schwiegersöhne, drei Schwiegertöchter und 11 Enkelkinder anwesend.

Feier um 10.15 Uhr in der Marienkirche, anschließend im Hotel am Bahnhof.
Kaffee und Abendessen in der neu erbauten HO-Gaststätte „Ventspils" am Thälmannufer.
In Stralsund wohnte die Familie Hoffmann im Jungfernstieg 18 in zwei Zimmern bei einer Familie Bornhöft (2 Personen), die plötzlich in ihre Wohnung 8 Personen eingewiesen bekamen. Die Wohnung hatte insgesamt 4 Zimmer mit Küche und Bad.
Die Kinder zogen nach und nach aus; zuletzt Albrecht 1963.
Hans und Anita Hoffmann wohnten dann dort allein. Nach dem Tod von Hans Hoffmann wohnte Anita Hoffmann in einer Wohnung der Bethanienschwesternschaft in Berlin-Spandau. In der Nähe wohnte auch ihre älteste Tochter Ruth, die sie bis zu ihrem Tod begleitete.
Begraben liegen Johannes und Anita Hoffmann in 13051 Berlin-Malchow auf dem Dorffriedhof, wo der jüngste Sohn Pfarrer war. So konnten zu Mauerzeiten über Westberlin alle mit Passierschein aber ohne Einreiseantrag zum Friedhof kommen. 

Tagebuch von Hans Hoffmann aus den Jahren 1944-1948 im Druck vorhanden.
Hans Hoffmann wird bei Walter Kempowski, Das Echolot, Abgesang’45, Ein kollektives Tagebuch, auf S. 368 erwähnt.