Schlesische Stammlinie der Familie Hoffmann

                                                                             

       

  Karte von Münsterberg                                     Kreishausplatz

                              ,  

Alfred Julius Berthold Hoffmann      Martha, geb. Conschak

*31.05.1874 Gr. Kniegnitz           * 28.07.1880 in Frankenstein
                         °° 23.05.1901 in Frankenstein
+22.02.1958 Peckelsheim                  + 25.12.1959 in Bremen

Alfred  Hoffmann war Landesältester und Rittergutsbesitzer zu Münsterberg.
Schulbesuch in Brieg. Landwirtschaftliche Lehrzeit bei Ökonomierat Seidel in
Karschau.
Verheiratet war er mit Martha Maria Hedwig Conschak. Sie war sehr musikalisch.
Sie lernten sich in Tadelwitz bei Onkel und Tante Pilz, geb. Conschak kennen.
Hochzeitsreise nach Bad Salzbrunn in Schlesien und nach Wien.
Er verwaltete die väterliche Pachtung Petrikau.
Der Wohnsitz der Familie war in Krelkau.
Sie hatten 4 Kinder.
Sohn Hans und seine Zwillingsschwester Ruth wurden 1902 in Krelkau geboren.
Sohn Kurt wurde 1903 geboren und starb 1904. Tochter Dorothea wurde 1904 geboren.
Sie hatte Talent zum Malen. Nach dem Verkauf von Krelkau an die Herrschaft
Heinrichau im Krs. Münsterberg erwarb er das Rittergut Wenig Nossen und das
Freigut Bernsdorf. Beide Güter waren zusammen 1912 = 332 ha groß. Sie wurden 1913 wieder verkauft.

Wenig Nossen
Danach wurde ein Haus in Münsterberg am Kreishausplatz 2 für 38 000 Mk erworben
und die Familie zog Weihnachten 1913 dorthin um. Dort wohnte die Familie von Alfred und Martha Hoffmann bis 1946.

       

um 1920 gez. H.Hoffmann Kreishausplatz 2     Kreishausplatz 2 im Jahr 2011

In Münsterberg Erwerb des Stadtgutes 80 ha und der Ziegelei Berghof.


Bald brach der 1. Weltkrieg aus.
Nun noch Grundstücke zu kaufen war kaum möglich.
Dennoch wurde am 1.07.1914 der Kauf des verschuldeten Rittergutes Schmolzhof/Peilau, Krs. Reichenbach (201 ha groß), möglich.
Forciert durch die Germanisierungspolitik auch wegen des 1. Weltkrieges im deutschen Kaiserreich zerbrach langsam das nicht national geprägte Zusammenleben der Schlesier.
Auch Polen nationalisierte erheblich und unterstrich durch Aufstände diese Haltung. Diese ethnisch bestimmte Nationalisierung des beginnenden 20. Jahrhunderts und schon davor führte später in Europazu verheerenden Problemen.

(vgl.R.v.Weizäcker, Der Weg zur Einheit, S.164-167)
Das Ziel der Entente-Mächte wurde die Wiederherstellung Polens.
Im Versailler Vertrag wurde bestimmt, dass ganz Oberschlesien an Polen abzutreten sei.
Dennoch forderte der englische Einspruch 1920 eine Volksabstimmung.
Franzosen, Briten und Italiener sicherten das Plebiszit. 59,6% der Oberschlesier votierten für den Verbleib bei Deutschland, darunter über 1/3 der Bevölkerung mit polnischer Muttersprache. Noch ein letztes Mal flammte der nicht nationale schlesische Geist bescheiden auf.

Am 20. Oktober 1921 wird ein Teilungsvorschlag des Völkerbundes angenommen.
Aus den bei Polen verbleibenden Gebieten mussten ca. 100 000 Deutsche auswandern.
Dadurch verstärkten sich die ethnisch angestrebten Nationalisierungstendenzen.
Die Inflation machte sich sehr bald bemerkbar.
Gar nicht weit entfernt wohnend schreibt 1924 Dorothy von Moltke von Kreisau aus an ihre Eltern:
„Es ist merkwürdig, was für ein drastischer Kapitalverlust die Inflation war. Die meisten Leute mit einem Privateinkommen haben mindestens ¾ ihres Geldes verloren…“.

Natürlich traf das auch die Familie Hoffmann.
In dieser Zeit also lebten Alfred und Martha Hoffmann.

Alfred Hoffmann war Beigeordneter der Stadt Münsterberg, Kreisausschussmitglied des alten Kreises Münsterberg, sowie des neu gebildeten Großkreises Frankenstein, Kreisobmann und Anerbenrichter.

Als Anerbenrichter übte er gewissenmaßen ein verändertes Gerichtsscholzenamt aus.
Er war auch Kirchenältester.
Wegen der Inflationszeit und des Versailler Vertrages stellte Dorothy von Moltke im Jahr 1931 fest:
“ Wegen Überproduktion der Zuckerindustrie sind alle Güter gezwungen worden ihre Fläche für den Zuckerrübenanbau zu reduzieren. Jetzt weigern sich die Fabriken, unsere Ernten abzunehmen, da sie dafür nicht bezahlen können…es gibt jetzt in Deutschland so wenige gesunde Güter. Für alle Landwirte, die mit der Not kämpfen, ist dies einfach der Todesstoß.“
Die Wahlen zum Reichtag brachten im Jahr 1933 die verheerenden nationalsozialistischen Tendenzen, die so ursprünglich nicht vorhanden waren, in einer bisher nicht gekannten Größenordnung ans Tageslicht. Durch die von der Propaganda geschürte „Gefahr aus dem Osten" zeigte sich obige Tendenz natürlich besonders in den östlichen Grenzregionen.
1933 wurde Hitler Reichskanzler. Dorothy von Moltke äußert sich dazu:
“…So ist nun Hitler doch Reichskanzler. Die Lage ist sehr ernst, weil praktisch alle Mitglieder des neuen Kabinetts darauf aus sind, die Verfassung zu brechen. Sie sind ein fürchterlicher Haufen.“ ( Qu.: auch oben: D.v.Moltke, Ein Leben in Deutschland, Briefe aus Kreisau und Berlin,1907-1934,Beck 1999.)
Leider sahen dies nicht alle Deutschen so.
Auch die Familie Hoffmann war da keine Ausnahme.

Die Karte (aus Atlas zur Gesch. s. Lit.) zeigt, wie und wo der Nationalsozialismus mehr und mehr Stimmen fand.

1946 wurden Alfred Hoffmann und Frau ausgewiesen.
Beide waren bis 1946 in Münsterberg. Von dort wurden sie evakuiert.
Anbei ein Auszug aus einem Brief von Alfred Hoffmann vom Jahr 1946 an seinen Sohn
Hans.
„Münsterberg
d.19.4.46
Lieber Hans u Anita
Jetzt sind wir leider soweit, dass wir evakuiert werden, zuerst nach Frankenstein und von dort sollen wir nach Hannover mit der Bahn zu dem Engländer.-
Gestern wurden Plakate angeschlagen, dass wir in den nächsten Tagen weg müssen…
Wenn du in Geldverlegenheit kommst, verkaufe aus dem Koffer das Silber von uns
eventuell auch Wäsche. Es wäre mir nur lieb, wenn du meinen Anzug ein Paar Schuhe und für Mutter Wäsche und Kleider noch retten könntest. Wir haben 2 Rucksäcke 2 (Säcke) Betten und drei kleine Pakete gepackt.-
Das schlimmste wird es mit dem Geld werden, ob ich dasselbe alles werde (durchbringen) ist sehr zweifelhaft.“

Die Plakate in Münsterberg werden ähnlich ausgesehen haben wie das von Bad
Salzbrunn.

Hartmann, s. Lit.

Zu den Ursachen der Vertreibung gehörte natürlich der „Generalplan Ost" der Nationalsozialisten mit ihrer „Heim ins Reich" Politik, der genocidalen Grundstruktur sowie der gesteigerten „ethnic cleansing" Politik, die schon früh ganz Europa erfasst hatte.

(Prof. M.Schwartz, Institut für Zeitgeschichte Berlin).

Nach dem Krieg lebten sie in Körbecke / Westfalen.

1951 Feier der Goldenen Hochzeit.
Ab 1952 im evangelischen Altersheim Haus Phoebe in Rimbeck – Scherfede. Trotz einer Schüttellähmung im linken Arm seit ungefähr dem 65 Lebensjahr, wurde Alfred Hoffmann fast 84 Jahre. Gestorben ist Alfred Hoffmann in Peckelsheim, Krs. Warburg/Westfalen und in der Nähe seiner Tochter Dorothea, verh. Stüber, und in Rimbeck – Scherfede am 26.02.1958 beigesetzt.
Martha Hoffmann starb in Bremen, wo sie ihre ältere Tochter Ruth, verh. Schwarz, besuchte.